Die Eugenik ist eine Ideologie, die darauf abzielt, die genetische Qualität der menschlichen Bevölkerung zu verbessern, indem man die Fortpflanzung bestimmter Menschen fördert oder behindert. Die Eugenik wurde im späten 19. Jahrhundert von dem britischen Naturforscher Francis Galton entwickelt.

Galton war der Meinung, dass menschliche Eigenschaften wie Intelligenz und moralische Überlegenheit genetisch bedingt seien und dass die Gesellschaft von einer „Elite“ von genetisch überlegenen Individuen profitieren würde. Galton schlug vor, dass durch gezielte Züchtung diese „Elite“ erreicht werden könne.

Die Eugenik-Bewegung gewann in den 1920er und 1930er Jahren in vielen Ländern, einschließlich der USA und Großbritanniens, an Popularität. Die Anhänger der Eugenik argumentierten, dass unerwünschte Merkmale wie Behinderungen, psychische Erkrankungen und Kriminalität durch gezielte Fortpflanzungsmaßnahmen aus der Bevölkerung entfernt werden könnten.

Die Nationalsozialisten in Deutschland griffen die Ideologie der Eugenik auf und entwickelten sie zu einem zentralen Element ihrer rassistischen Politik aus. Sie förderten die Idee der Rassenhygiene einer „reinen“ arischen Rasse und wandten Maßnahmen wie Sterilisationen und Euthanasie an, um Menschen mit vermeintlichen „Erbfehlern“ und „erblichen Krankheiten“ aus der Bevölkerung zu entfernen.

Die Verbrechen, die im Namen der Eugenik begangen wurden, haben dazu beigetragen, dass die Ideologie heute weithin als falsch und unmoralisch angesehen wird.

Die Nationalsozialisten führten eine Vielzahl von Maßnahmen im Rahmen ihrer Rassenhygiene durch, einschließlich der Sterilisation von Menschen, die als „erblich belastet“ oder „unwürdig“ angesehen wurden. Diese Maßnahmen wurden durch das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1933 legalisiert.

Später wurden auch andere rassenhygienische Maßnahmen wie die Euthanasie von Menschen mit Behinderungen, die Zwangssterilisation von Sinti und Roma, sowie die systematische Vernichtung von Juden, Roma und Sinti und anderen Minderheiten in Konzentrations- und Vernichtungslagern durchgeführt.

Diese rassistischen Maßnahmen führten zu unermesslichem menschlichen Leid und stellen eine der dunkelsten Episoden der Geschichte dar. Die Vernichtung von Millionen von Menschen im Rahmen der nationalsozialistischen Rassenhygiene wird heute als Holocaust bezeichnet.

Rechtliche Grundlage war das Erbgesundheitsgesetz (EGG), ein Gesetz, das am 1. Januar 1934 in Deutschland in Kraft trat und im Rahmen der nationalsozialistischen Rassenhygiene erlassen wurde. Das Gesetz hatte zum Ziel, eine „erbgesunde“ Bevölkerung zu schaffen, indem es die Verbreitung von „erblichen Krankheiten“ und „Erbfehlern“ eindämmte.

Das EGG ermöglichte die Zwangssterilisation von Menschen, die als „erbkrank“ eingestuft wurden, und verpflichtete Ärzte und Hebammen, Fälle von „erblichen Krankheiten“ zu melden. Die Definition von „erbkrank“ war sehr breit gefasst und umfasste unter anderem Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, psychischen Störungen, Epilepsie, Alkoholismus und sogar „moralischer Schwäche“.

Die Zwangssterilisationen fanden in speziell dafür eingerichteten Anstalten statt. Schätzungsweise 400.000 Menschen wurden in Deutschland zwischen 1934 und 1945 zwangssterilisiert, wobei viele von ihnen keine „erblichen Krankheiten“ hatten, sondern Opfer der nationalsozialistischen Ideologie wurden.

Das Erbgesundheitsgesetz legte auch den Grundstein für die spätere Euthanasieaktion, bei der Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen systematisch ermordet wurden. Das Gesetz wurde 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten aufgehoben.

In den Heil- und Pflegeanstalten Deutschlands fanden die systematischen Ermordungen von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen statt. Die Aktion wurde als „Euthanasie“ bzw. „Eu-Aktion“ bezeichnet und war der zentrale Teil der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Eugenik.

Es wurden schätzungsweise 200.000 Menschen ermordet. Die Opfer waren Menschen, die von den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ oder „Ballastexistenzen“ betrachtet wurden.

Sechs zentrale Heil- und Pflegeanstalten waren mit Gaskammern und anderen tödlichen Methoden ausgestattet, um die Opfer schnell und effektiv zu töten. Die Opfer wurden in der Regel durch falsche Todesursachen und andere Täuschungsmanöver verschleiert.

Die „Eu-Aktion“ wurde von den Nationalsozialisten im Geheimen durchgeführt und war so organisiert, dass die Täter ihre Handlungen leugnen oder vertuschen konnten. Sie begann im Jahr 1939 und endete offiziell im August 1941, als Hitler das Programm aufgrund öffentlichen Drucks stoppte. Es wird jedoch vermutet, dass die Euthanasie-Morde in anderen Formen weitergeführt wurden.

Die Patienten, die noch in den Heil- und Pflegeanstalten waren, wurden weiterhin schlecht behandelt und viele starben aufgrund von Vernachlässigung, Mangelernährung und mangelnder medizinischer Versorgung. Viele wurden auch zu anderen Einrichtungen verlegt oder in Arbeitslager geschickt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes von den Alliierten untersucht und in den Nürnberger Prozessen verhandelt. Viele der Täter wurden verurteilt und bestraft. Es wurden auch Gesetze und internationale Konventionen verabschiedet, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern und zu bestrafen. Heute wird die „NS-Euthanasie“ als eines der schrecklichsten Verbrechen der Nazi-Ära betrachtet.

Die „NS-Euthanasie“ ist ein trauriges Kapitel in der Geschichte der deutschen Medizin und Gesellschaft. Sie hat zu unermesslichem menschlichen Leid geführt und dient heute als Mahnung für die Bedeutung des Schutzes der Menschenwürde und der Ablehnung jeglicher Form von Eugenik und Rassismus.