Das Nachwort

Die Rolle von Menschen mit Behinderungen im Zeitalter der Digitalisierung

Fast 80 Jahre sind vergangen, seit das nationalsozialistische Regime sein Ende fand. In dieser Zeit hat sich die Stellung der Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft grundlegend verändert, und ein humanerer Umgang mit ihnen ist heute fest verankert. Im frühen 21. Jahrhundert leben wir in einer Ära der digitalen Transformation, die das Potenzial birgt, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft weiter zu stärken und ihre Rolle auf neue Weise zu definieren.

Die Digitalisierung hat das Potenzial, Barrieren abzubauen und Menschen mit Behinderungen neue Möglichkeiten zu eröffnen. Technologische Innovationen wie barrierefreie Websites, Spracherkennungssysteme, assistierende Technologien und soziale Medien haben bereits dazu beigetragen, die Kommunikation, Bildung und berufliche Entwicklung für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Dies ermöglicht nicht nur eine erhöhte Unabhängigkeit, sondern auch eine aktivere Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

Die digitale Welt eröffnet auch neue Wege für Menschen mit Behinderungen, ihre Fähigkeiten und Talente zu nutzen. Remote-Arbeit, Online-Bildung und digitale Plattformen schaffen Chancen für individuelle Entfaltung und berufliche Entwicklung. Durch die Möglichkeit, online zu arbeiten oder Bildungsangebote zu nutzen, können Menschen mit Behinderungen Hindernisse überwinden, die ihnen im physischen Raum möglicherweise im Weg stehen würden.

Die Digitalisierung kann auch dazu beitragen, Vorurteile und Stereotypen zu durchbrechen, die oft mit Behinderungen verbunden sind. Online-Plattformen ermöglichen es Menschen, sich jenseits ihrer physischen Erscheinung zu präsentieren und aufgrund ihrer Fähigkeiten und Ideen beurteilt zu werden. Dies trägt zur Schaffung einer inklusiven Kultur bei, die Vielfalt und Differenzierung schätzt.

Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass trotz der Fortschritte, die die Digitalisierung bringt, auch Herausforderungen bestehen. Nicht alle Technologien sind gleichermaßen barrierefrei oder zugänglich, und digitale Spaltungen können dazu führen, dass einige Menschen mit Behinderungen von den Vorteilen ausgeschlossen werden. Daher ist eine kontinuierliche Bemühung um eine umfassende Barrierefreiheit und eine inklusive Gestaltung der digitalen Welt unerlässlich.

Insgesamt sind wir tatsächlich in einer Ära, in der die Digitalisierung das Potenzial hat, die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu stärken und ihre Akzeptanz zu fördern. Indem wir die Chancen der digitalen Welt nutzen, können wir dazu beitragen, eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch unabhängig von seinen Fähigkeiten einen wertvollen Beitrag leisten kann.

Der deutsche Bundestag hat mit Wirkung vom 1. Dezember 1994 mehrere Paragraphen des Strafgesetzbuches novelliert, darunter den § 130 Ziffer 2(3) betreffend Volksverhetzung, nach welchem es heißt: „Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft wird, wer die NS-Verbrechen billigt, leugnet oder verharmlost.“ Es tut mir leid, dass dieses Gesetz beschlossen werden musste, ich bin froh, dass es da ist.

Ich möchte, dass die Geschichte der NS-Erbgesundheitspolitik als Verbrechen anerkannt, im kollektiven Gedächtnis bleibt und die heutige Gesellschaft es niemals zulassen darf, die Ermordung von Menschen euphemistisch als Euthanasie bezeichnet, so zu relativieren.“

Rolf Allerdissen, Urgroßenkel von Johann Wewer

Die Kraft der Reflexion: Ethik und soziale Fragen in unserer Zeit

In der heutigen Zeit sehen wir uns einer Vielzahl von sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen gegenüber, die dringend einer kritischen Reflexion bedürfen. Diese Fragen berühren die tiefsten Aspekte unseres Menschseins und unserer gemeinsamen Verantwortung als Gesellschaft. Es geht um Ethik im Umgang mit Leid und Sterben, um den Wert von Menschen, die nicht im wirtschaftlichen Sinne „gebraucht“ werden, sei es als alterspflegebedürftige Personen, Langzeitarbeitslose oder chronisch Kranke.

Die Geschichte des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GzVeN) erinnert uns daran, wie leicht die Würde und Rechte von Menschen in Zeiten von ideologischer Verblendung und Diskriminierung verletzt werden können. Es zeigt uns auch, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten.

Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen, die wir gemeinsam angehen müssen. Wir müssen uns fragen, wie wir ethisch und menschlich mit Menschen umgehen, die Leid und Sterben erleben. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir als Gesellschaft für diejenigen sorgen, die möglicherweise nicht in das traditionelle Arbeits- oder Gesundheitssystem passen. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir eine inklusive Gesellschaft schaffen können, die die Würde und Vielfalt eines jeden Menschen respektiert.

Diese Fragen erfordern von uns eine kontinuierliche und tiefgehende Reflexion. Wir müssen gemeinsam Antworten entwickeln, die auf Menschlichkeit, Empathie und Gerechtigkeit basieren. Die Geschichte des GzVeN zeigt uns, dass wir die Verantwortung haben, die Rechte und Würde jedes Einzelnen zu schützen und zu fördern. Indem wir uns diesen Herausforderungen stellen und nachhaltige Lösungen finden, gestalten wir eine Gesellschaft, in der jeder Mensch seinen Platz hat und respektiert wird.


Die Entwicklung zur inklusiven Gesellschaft: Ein Fortschritt in unseren demokratischen Ländern

In unseren demokratischen und freiheitlichen Ländern zeichnet sich eine deutliche Tendenz hin zu einer offeneren und toleranteren Gesellschaft ab. Diese Länder haben erkannt, wie wichtig es ist, Menschen mit Behinderungen nicht nur zu akzeptieren, sondern sie aktiv in die Mitte der Gesellschaft zu integrieren. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit der Vision einer inklusiven Gesellschaft, die in vielerlei Hinsicht bereits Realität geworden ist und unter dem Begriff „Inklusion“ bekannt ist.

Der Weg zur inklusiven Gesellschaft ist kein einfacher, aber er ist zweifellos ein wichtiger Schritt in Richtung sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Inklusion bedeutet, Barrieren abzubauen und Menschen mit Behinderungen die gleichen Möglichkeiten zu bieten wie allen anderen auch. Dies betrifft nicht nur den Zugang zu Bildung, sondern auch den Arbeitsmarkt, öffentliche Räume, Kultur und Freizeit.

In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sehen wir bereits Fortschritte in Richtung Inklusion. Bildungseinrichtungen arbeiten daran, inklusive Bildungsmöglichkeiten anzubieten, in denen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen und voneinander lernen können. Unternehmen und Organisationen erkennen zunehmend den Wert von Vielfalt und bieten Arbeitsplätze für Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten und Hintergründen.

Auch kulturelle und soziale Veranstaltungen werden zunehmend inklusiver gestaltet, um sicherzustellen, dass jeder teilhaben kann. Barrierefreiheit wird nicht mehr als Option, sondern als Notwendigkeit betrachtet, um eine gerechte Teilhabe zu gewährleisten.

Die Vision der inklusiven Gesellschaft ist sicherlich eine Utopie, die noch viel Arbeit erfordert. Dennoch ist der Fortschritt unübersehbar. Inklusion ist ein Prozess, der das Engagement der gesamten Gesellschaft erfordert, um Barrieren zu überwinden und Menschen mit Behinderungen die gleichen Rechte und Chancen zu bieten.

Die Tatsache, dass dieser Prozess in den demokratisch-freiheitlichen Ländern bereits im Gange ist, ist ein ermutigendes Zeichen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es liegt an uns allen, weiterhin gemeinsam daran zu arbeiten, eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch respektiert, geschätzt und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann.

Die differenzierte Betrachtung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen

In den Beiträgen und Diskussionen rund um das Thema „Umgang mit behinderten Menschen“ in sozialen Medien wird häufig die positive Entwicklung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Laufe unserer Geschichte betont. Diese Entwicklung ist zweifellos bedeutsam und verdient Anerkennung. Allerdings ist es wichtig, bei der Betrachtung dieser Entwicklung eine differenziertere Herangehensweise zu wählen, da Behinderungen in ihren verschiedenen Ausprägungen und Formen sehr individuell sind.

Die Kategorisierung von Behinderungen in verschiedene Arten wie Lernbehinderungen, psychische Behinderungen, Sprachbehinderungen, Körperbehinderungen, geistige Behinderungen und Sinnesbehinderungen verdeutlicht bereits die Vielfalt der Herausforderungen, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind. Diese Vielfalt bedeutet auch, dass die Barrieren, die Menschen mit Behinderungen begegnen, unterschiedlich und oft versteckt sein können.

Während die Fortschritte in Richtung Inklusion in vielen Bereichen spürbar sind, ist es wichtig anzuerkennen, dass bestimmte Behinderungen nach wie vor besondere Herausforderungen mit sich bringen können. Menschen mit körperlichen Behinderungen haben möglicherweise physische Barrieren zu überwinden, während Menschen mit psychischen Behinderungen oft mit unsichtbaren Hürden kämpfen, die von Vorurteilen und Stigmatisierung geprägt sind.

Die individuelle Prägung von Behinderungen bedeutet auch, dass Inklusion nicht nur auf physische oder architektonische Aspekte beschränkt ist. Sie betrifft auch soziale, emotionale und kulturelle Aspekte. Die Schaffung einer inklusiven Gesellschaft erfordert daher nicht nur den Abbau von physischen Barrieren, sondern auch die Sensibilisierung für die Bedürfnisse und Herausforderungen, die Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen haben.

Um eine wirklich inklusive Gesellschaft zu schaffen, ist es unerlässlich, jede Form von Behinderung differenziert zu betrachten und individuelle Lösungen anzubieten. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen mit Behinderungen ihr volles Potenzial entfalten können, ohne aufgrund ihrer Einschränkungen benachteiligt zu werden. Dies erfordert ein kontinuierliches Bewusstsein, Bildung und Engagement auf individueller, sozialer und institutioneller Ebene.

Die Aktualität der epochenübergreifenden Sichtweisen über unwertes Leben

Obwohl die NS-Erbgesundheitspolitik als der traurige Höhepunkt der systematischen Tötung von behinderten Menschen in der Geschichte gilt, scheint sie heutzutage kein alltägliches Thema mehr zu sein. Doch die Perspektiven, die sich über die Jahrhunderte hinweg in Bezug auf „unwertes Leben“ entwickelt haben, sind nach wie vor von großer Bedeutung – nicht nur historisch, sondern auch in der heutigen Zeit. Dies betrifft insbesondere Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen und altersbedingter Pflegebedürftigkeit.

Die Erfahrungen und Erlebnisse vieler Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sowie von Menschen, die altersbedingt auf Pflege angewiesen sind, zeigen, dass die Betrachtung von Leben in Bezug auf „Wert“ oder „Unwert“ immer noch aktuell ist. Diese Personen erleben oft ausgrenzende Verhaltensweisen und Vorurteile, die sie an den Rand der Gesellschaft drängen. Obwohl die offensichtliche Diskriminierung und systematische Tötung von Menschen mit Behinderungen heute nicht mehr in dieser erschreckenden Form vorkommen, manifestieren sich doch subtile Formen der Ausgrenzung und Vorurteile.

Die Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder altersbedingter Pflegebedürftigkeit gegenüberstehen, sind vielschichtig. Neben physischen Barrieren sind auch soziale und emotionale Barrieren vorhanden. Die Wahrnehmung von „Wert“ und „Unwert“ wird immer noch durch stereotype Vorstellungen und überholte Einstellungen beeinflusst. Dies führt zu einer weiteren Ausgrenzung und marginalisiert diese Bevölkerungsgruppen, obwohl unsere Gesellschaft fortschrittlicher und inklusiver sein sollte.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, die Kontinuität dieser epochenübergreifenden Sichtweisen zu erkennen und anzuerkennen. Dies erfordert eine bewusstere Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen und Rechten von Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen und Pflegebedarf. Die Förderung von Inklusion, Gleichberechtigung und Aufklärung ist ein fortlaufender Prozess, der dazu beiträgt, dass Menschen unabhängig von ihren individuellen Merkmalen und Bedürfnissen als wertvoller Teil unserer Gesellschaft angesehen werden.

Fragen zum kritischen Denken

  • Was ist die angemessene Beziehung zwischen einer Regierung und der Ärzteschaft?
  • Wie ist die angemessene Beziehung zwischen Ideologie und Ärzteschaft?
  • Wie kann das Wissen über die Ereignisse in Deutschland und Europa vor der Machtübernahme der Nazis den Bürgern helfen, heute auf die Bedrohung durch Völkermord und Massenverbrechen in der Welt zu reagieren?
  • Unterscheiden sich die Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen in Deutschland von denen im Rest der Welt?
  • Können Euphemismen, milde oder indirekte Wörter oder Ausdrücke, die als zu hart oder unverblümt angesehene Ausdrücke ersetzen, gefährliches oder illegales Verhalten verbergen?