Ziel des Projektes

Im Amtsgericht Zwickau wurden nach dem Rassegesetz Zwangssterilisationen angeordnet und von praktizierenden Ärzten durchgeführt. Auch die so genannte „Euthanasie“ hat um Zwickau keinen Bogen gemacht. Bürger der Stadt und des Landkreises wurden systematisch und heimlich vernichtet. Darüber liegt bis heute eine Decke des Schweigens. Diese Opfer sollen aus der Anonymität geholt werden. Durch Recherchen kann erreicht werden, dass sie wieder zu ihren Namen kommen oder auch ihre Gesichter zurückerhalten. Würdevoll soll dieser Bürger gedacht werden. Sie sollen einen Platz der Erinnerung erhalten, denn zur Zukunft gehört die Erinnerung. Die Schüler des Religionsunterrichts sollen dabei u. a. erkennen, dass Jesus Christus eine Heilsbedeutung für die Welt hat und das Christsein oft im Spannungsverhältnis zwischen Kirche und Staat steht. So werden die Schüler befähigt, aus der Vergangenheit zu lernen und ein christliches Engagement in die Gesellschaft zu tragen. Sie wachsen zu mündigen Bürgern heran, die sich für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit einsetzen. 

Erarbeitung und Darstellung des Projektes 

  • Schüler bemühen sich um Aufhellung dieser Opfer der Nazidiktatur und haben dafür konkrete Arbeitsaufgaben erhalten.
  • Zur Woche der Demokratie und Toleranz vom 27. Mai bis 12. Juni 2005 legten die Schüler ihre Ergebnisse vor.
  • Mit einer Ausstellung, die die Schüler erarbeitet haben, erfährt die Õffentlichkeit von der Unmenschlichkeit und den Grausamkeiten der Nazizeit. Dabei werden auch die Folgen des Totalitarismus und das Verhalten der Bürger dokumentiert.
  • Diese Ausstellung wurde zu einer Wanderausstellung erweitert.
  • Eine Gedenktafel soll errichtet werden, so ähnlich wie die Stolpersteine an die jüdischen Mitbürger des Holocaust erinnern.
  • Vorträge bzw. Podiumsdiskussionen bieten die Möglichkeit, das einstige Geschehen mit dem heutigen Gedankengut des Rechtsextremismus in Verbindung zu setzen und die Brisanz aufzuzeigen.
  • Die gesammelten Erfahrungen sollen weiter an Schulen, kirchliche Gruppen, Parteien, Organisationen usw. vermittelt werden, damit besonders die Jugend rechtzeitig die Mechanismen des Extremismus erkennt.
  • Das Projekt wird Kinder, Jugendliche und Erwachsene ermutigen, den Gefahren der Fremdenfeindlichkeit, der Intoleranz und nationalistischen Strömungen durch eigene Zivilcourage zu begegnen.
  • Die Bevölkerung wird zum gemeinsamen und entschlosseneren Handeln aufgerufen.
  • Das Projekt kann zu einem Modell der Prävention werden.

Arbeitsaufgaben für die Schüler

Gemeinsame Studienfahrt nach Pirna-Sonnenstein und Anfertigung eines schriftlichen Berichtes:

  • Schildere den Aufbau, die Funktionsweise und den Zweck der Vernichtungsanstalt Sonnenstein. [BE 15]
  • Gib deine Eindrücke wieder, wie die Gedenkstätte auf dich gewirkt hat (mach es an konkreten Orten fest). [ BE 8]
  • Setze dich auseinander, ob dieser Rassenwahn mit dem Gebot der christlichen Nächstenliebe zu verbinden geht. [BE 8]

Jeder Schüler erhielt eine konkrete Arbeitsaufgabe, die er auch in einer Gruppe erledigen konnte. 

1. Arbeitsaufgabe

  • Dokumentiere die Orte, wo in Zwickau die Zwangssterilisationen vorgenommen wurden
    (Topografie von Amtsgericht, Rassenhygiene, Arztpraxen, Kliniken).
  • Setze dich mit den Dokumenten auseinander und stelle dar, wie das Erbgesundheitsgericht aufgebaut war und funktionierte
    (Akte Paula B.).
  • Nimm Stellung, ob eine Sterilisation aus christlicher Sicht zu verantworten ist.
  • Trage das Ergebnis in einem Kurzvortrag der Klasse vor und erstelle ein Handout.
  • Halte deine Erkenntnisse für eine spätere Dokumentation fest.

Adressen

  • Rassenpolitisches Amt der NSDAP, Zwickau, Altenburger Str. 32 (jetzt Leipziger)
  • Dr. med. Alfred Köhler, Privatklinik, Zwickau, Amalienstr. 2/4 (19.3.1945 Bombenangriff)
  • Amtsgericht – Erbgesundheit, Zwickau, Adolf-Hitler-Ring 21(heute, Dr.-Friedrichs-Ring)
  • Privatklinik Dr. Fritz Burgkhardt – Frauen Klinik, Zwickau, Parkstr. 8 oder 2 (ehemals Augenklinik)
  • HBK (Heinrich-Braun-Krankenhaus) Geburtsklinik – gynäkologische Abteilung
  • Facharzt für Chirurgie Dr. med. C. Kellner, Zwickau, Adolf-Hitler-Ring 25(heute, Dr.-Friedrichs-Ring)
  • Gesundheitsamt Zwickau-Stadt, Zwickau, Schlobigplatz 24
  • Alten- und Pflegeheim, Zwickau, Talstr. 5
  • Hilfsverein für Nerven- und Gemütskranke, Zwickau, Innere Schneeberger Str. 39 
    (jetzt Neubau vom Internat der Hochschule)

2. Arbeitsaufgabe

Finanzamt

  • Erstelle eine Dokumentation des juristischen Werdeganges von Zwangssterilisation am Erbgesundheitsgericht Zwickau Dokumente von Paul B., Herbert A., Max B., Erna Paula B., Klara B., Alfred B. Beziehe den Artikel von Dr. Heinz Zehmisch mit ein.
  • Erörtere, weshalb der Betroffene dem Gesetz ausgeliefert war.
  • Stelle Überlegungen an, ob damals christlicher/kirchlicher Widerstand möglich war.
  • Trage das Ergebnis in einem Kurzvortrag der Klasse vor und erstelle ein Handout.
  • Halte deine Erkenntnisse für eine spätere Dokumentation fest.

3. Arbeitsaufgabe

  • Setzte dich mit der Kindereuthanasie auseinander (Lit. Ernst Klee).
  • Führe Gespräche mit der Schwester von Roland G. (* 13.6.1943; + 16.6.44) und dem Bruder von Ludwig R. Halte fest, was von den Geschwistern bekannt ist und wie mit dem Tod heute umgegangen wird.
  • Erstelle eine kleine Dokumentation von Roland und nimm eine eigene christliche Stellungnahme vor.
  • Trage das Ergebnis in einem Kurzvortrag der Klasse vor und erstelle ein Handout.
  • Halte deine Erkenntnisse für eine spätere Dokumentation fest.

4. Arbeitsaufgabe

  • Setze dich mit der „Lex Zwickau“ von Dr. Boeters auseinander (Stadtarchiv Zwickau, Der Kuckuck 3 (1931) 9 vom 01.03.1931).
  • Dokumentiere den juristischen Vorgang der Zwangssterilisation von Helmut K.
  • Führe ein Gespräch mit der Schwester von Helmut K. und bringe in Erfahrung, was sie von ihrem Bruder weiß.
  • Trage das Ergebnis in einem Kurzvortrag der Klasse vor, erstelle eine Kurzbiografie, fertige ein Handout an und nimm eine eigene christliche Stellungnahme vor.
  • Halte deine Erkenntnisse für eine spätere Dokumentation fest.

5. Arbeitsaufgabe

  • Erarbeite einen Überblick von der Entwicklung Zwangssterilisation und der Euthanasie (Lit. Ernst Klee).
  • Besuche das Hermann-Gocht-Haus in Zwickau (Samuel-Heinicke-Str. 16, 08058 Zwickau) und führe ein Gespräch mit dem Leiter Achim Barth. Bringe dabei in Erfahrung, was mit fünf Insassen des Hauses im Jahr 1940 geschah, welch seelischer Schaden durch Zwangssterilisation entstand und versuche Bilder zu erhalten, um einigen damals anvertrauten Personen ein Gesicht zu geben.
  • Wenn möglich, führe ein Gespräch mit einem Heimbewohner, der eine Zwangssterilisation erleiden musste und halte fest, wie sich dadurch sein Leben verändert hat.
  • Trage das Ergebnis in einem Kurzvortrag der Klasse vor, erstelle ein Handout und nimm eine eigene christliche Stellungnahme vor.
  • Halte deine Erkenntnisse für eine spätere Dokumentation fest.

6. Arbeitsaufgabe

  • Stelle die Geschichte der Rassenhygiene, der Sterilisation und Euthanasie dar (Ernst Klee, Deutsche Medizin im Dritten Reich, 
    S. 17-50; Bromberger/Mausbach/Thomann, Medizin, Faschismus und Widerstand, S. 24 ff.).
  • Trage das Ergebnis in einem Kurzvortrag der Klasse vor, erstelle ein Handout und nimm eine eigene christliche Stellungnahme vor.
  • Halte deine Erkenntnisse für eine spätere Dokumentation fest.

7. Arbeitsaufgabe

  • Arbeite aus der Monatszeitschrift „Kinderheilkunde“ Oktober 2003 die neuesten Erkenntnisse der Kinder- und Jugendeuthanasie heraus.
  • Gib einen Bericht vom Katharinenhof in Großhennersdorf aus den Jahren 1939 und 1940.
  • Trage das Ergebnis in einem Kurzvortrag der Klasse vor, erstelle ein Handout und nimm eine eigene christliche Stellungnahme vor.
  • Halte deine Erkenntnisse für eine spätere Dokumentation fest.

Die Ausstellung im Landgericht hatte großen Zuspruch, so dass beschlossen wurde, daraus eine Wanderausstellung zu gestalten, damit sie in anderen Teilen Deutschlands gezeigt werden kann. 

Die Religionsschüler erhielten dazu neue Arbeitsaufgaben. Dazu wurden erneut die Schüler verpflichtet, den Datenschutz zu beachten und Familiennamen nach dem ersten Buchstaben zu anonymisieren.


1. Arbeitsaufgabe

  • Ergänze die bestehende Dokumentation von Max W. mit den Unterlagen des Bundesarchivs (lt. schriftliche Überlieferung seines Lebens).
  • Liste den Werdegang der BA-Akten auf.

2. Arbeitsaufgabe

  • Erstelle eine Dokumentation zum Kindeseuthanasieopfer Günther V. aus Reinsdorf.
  • Bringe es mit der Tafel vom Katharienhof in Verbindung.

3. Arbeitsaufgabe

  • Ändere die Dokumentation von Ludwig R. mit den neuesten Dokumenten aus dem Bundesarchiv.
  • Bringe das Reichsgesetz vom 7. Dez. 1933 in eine Präsentationsmappe.

4. Arbeitsaufgabe

  • Dokumentiere das Bezirks- und Kreisheim Wiesen.
  • Liste die Orte auf, aus denen die Opfer kamen und die Anstalten/Ärzte, die die Zwangssterilisationen vornahmen.

5. Arbeitsaufgabe

  • Dokumentiere von Mosel die Kindereuthanasieopfer Johannes G. und Emil Egon S. und das Opfer Ernst Richard S.

6. Arbeitsaufgabe

  • Dokumentiere die Assozialenerhebung von Werdau und Langenreinsdorf.
  • Dokumentiere das Sterilisationsverfahren von Jutta P.

7. Arbeitsaufgabe

  • Erstelle eine Dokumentation von den erhaltenen Fotos und füge eine kleine Biografie hinzu.
    Im Bundesarchiv sind wenige Akten mit Bildern der Opfer erhalten geblieben.